Die Hannoversche Maschinenbau AG – kurz Hanomag – zählte einst zu den größten hannoverschen Industriebetrieben, mit dem Standort in Linden-Süd. Heute befinden sich auf dem Hanomag-Gelände zahlreiche Sehenswürdigkeiten, neue Gebäude, Einzelhandel, Gewerbe und Wohnraum und ist somit Quartier für viele Menschen.
Sehenswürdigkeiten
- Direktorenvilla: Hanomagstraße 7
- Direktionsgebäude: Hanomagstraße 9
- U-Boot-Halle: Göttinger Straße/Elfriede-Paul-Allee
- Fabrikhalle: Verlängerung Hanomagstraße auf dem Komatsu-Gelände
- Kanonenwerkstatt: Hanomagstraße/Deisterplatz/Anfang Göttinger Straße
- Turm mit altem Fabrikgebäude: Göttinger Straße
Historie
- Die Geschichte der Hannoverschen Maschinenbau AG
- Arbeitersiedlung „Klein-Rumänien“
- U-Boot-Halle
- Der Niedergang des Unternehmens Hanomag
Das Hanomag-Gelände heute
- Hanomag heute – ein Teil von Komatsu
- Das heutige Gewerbegebiet
- Aktuelle Nachrichten zum Hanomag-Viertel
Zu den bis heute erhaltenen Gebäuden des Unternehmens zählen:
Direktorenvilla: Hanomagstraße 7
Eines der Gebäude, das bis heute erhalten ist, ist die Direktorenvilla, die sich in der Hanomag Straße 7 befindet. Im Jahr 1909 wurde die imposante Villa erbaut und einst von zwei ehemaligen Hanomag-Direktoren bewohnt. Das Gebäude, das unter Denkmalschutz steht, stand viele Jahre leer. Durch umfangreiche Sanierungsarbeiten im Jahr 2013, strahlt die ehemalige Direktorenvilla heute in neuem Glanz. Im Inneren befinden sich nun eine kieferchirurgische- und eine kinderärztliche Praxis.
Direktionsgebäude: Hanomagstraße 9
Das zweistöckige Direktionsgebäude wurde von dem Architekten Georg Phillips entworfen und im Jahr 1903 erbaut.
Das Gebäude, das sich auf einem hohen Kellersockel befindet, ist symmetrisch aufgebaut. Mit dem „Huldigungsbalkon“, der dem Konferenzsaal vorgelagert ist, und dem Schmuckplatz vor dem Gebäude, zählt es zu den aufwendigsten Verwaltungsbauten der Stadt.
Alle Räume mit repräsentativer Funktion wie das Direktorenzimmer sind zur Straße gerichtet. Die Büros der Angestellten liegen hingegen an der Rückseite.
Die U-Boot-Halle: Göttinger Straße/Elfriede-Paul-Allee
Das Tragwerk des Rohbaus der Halle wurde einst gebaut, um auf dem Gelände der Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven U-Boote zu bauen. Für besseren Schutz vor gegnerischen Luftangriffen wurde der U-Boot-Bau allerdings in unterirdische Werke verlegt und das Tragwert mit dem Namen U-Boot Halle fand hier in Hannover Verwendung. Ab 1943 wurde die U-Boot-Halle auf dem Hanomag-Gelände für die Fertigung von Flugabwehrkanonen errichtet. Nach Konkurs des Unternehmens, befanden sich zeitweise zwei Diskotheken in der Halle, die letzte wurde 1998 geschlossen.
Heute wird die Halle mit mehreren Geschäften vom Einzelhandel genutzt. Besonders sehenswert ist der noch vorhandene, alte Kran unter der Decke bei RS-Möbel (siehe Bild).
Die Fabrikhalle: Verlängerung Hanomagstraße auf dem Komatsu-Gelände
Zwischen den Jahren 1922 und 1923 wurde auf dem Hanomag-Gelände die Fabrikhalle nach einem Entwurf von Heinrich Neeren gebaut. Zu Beginn wurde die Halle zur Produktion von Pflügen und Ackerschleppern genutzt. Die Automobilfertigung kam ab 1924 hinzu. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Fabrikhalle für den Karosseriebau und zur Montage von Lastwagen verwendet. Heutzutage nutzt die Firma Komatsu die Fabrikhalle.
Kanonenwerkstatt: Hanomagstraße/Deisterplatz/Anfang Göttinger Straße
Die Kanonenwerkstatt wurde 1916 erbaut und bis zum Ende des Ersten Weltkriegs für die Produktion von Geschützen genutzt. Die viergeschossige Halle besteht aus einer Eisenkonstruktion und einem Flachdach. Nach Ende des Krieges wurden in der Kanonenwerkstatt Radsätze und Achsenlager für Lokomotiven bearbeitet. Aber auch Schrauben, Zahnräder und Getriebeteile für Ackerschlepper wurden in der Werkstatt hergestellt.
Seit einigen Jahren wird ein Teil der Kanonenwerkstatt als Bürogebäude mit einer Fläche von mehr als 5.000 m² genutzt.
Turm mit altem Fabrikgebäude: Göttinger Straße
An der Göttinger Straße befindet sich der Gebäudekomplex 8, der in den Jahren 1939 bis 1940 erbaut wurde.
Zu dem Komplex gehört der sechsgeschossige Turm, der den rechten Flügelbau bildet. Davor befindet sich ein überlebensgroßes Arbeiterstandbild von Georg Herting. Britische Truppen wollten das Standbild nach dem Krieg demontieren und nach England bringen. Von Mitarbeitern von Hanomag versteckt, konnte es nach Abzug der Truppen wieder zurück an seinen Aufstellungsort gebracht werden.
Seit 2000 nutzt die Deutsche Telekom das Gebäude und erweiterte es 2013 um einen neuen Bürobau.
An der Toreinfahrt ist ein runenähnliches Symbol zu finden, das Ende der 30er-Jahre angebracht wurde. Es wirbelte viel Staub auf, entpuppte sich aber am Ende als harmlos.
Die Geschichte der Hannoverschen Maschinenbau AG
Im Jahr 1835 gründete Georg Egestorff das Unternehmen unter dem Namen „Eisen-Giesserey und Maschinenfabrik Georg Egestorff“. Zuvor hatte er nach dem Tod seines Vaters Johann Egestorff die Leitung aller Betriebe übernommen, die dieser aufgebaut hatte. Die Produktion von Lokomotiven startete im Jahr 1844 und zwei Jahre später gingen auch Dampfmaschinen in die Produktion. Weitere zwei Jahre später wurde Georg Egestorff mit seinem Unternehmen der Hauslieferant der ansässigen Staatsbahn. Im Jahr 1868 starb Egestorff und seine Erben verkauften das Unternehmen an Henry Strousberg, der es zunächst in „Hannoversche Maschinenfabrik“ umbenannte. Strousberg reduzierte die Produktion auf vier Einheitstypen von Lokomotiven und vereinfachte zudem zahlreiche Arbeitsvorgänge. Nachdem Strousberg das Werk verkaufen musste, erhielt das Unternehmen 1871 den Namen „Hannoversche Maschinenbau-Actien-Gesellschaft“. Der Direktor Erich Metzeltin gab dem Unternehmen im Jahr 1904 die Abkürzung Hanomag. Ab 1905 wurden Lastkraftwagen, ab 1912 Traktoren, ab 1925 Pkw und ab 1931 Baumaschinen von der Hanomag produziert.
Die Arbeitersiedlung „Klein-Rumänien“
Während der Leitung unter Strousberg wurden immer mehr Arbeitskräfte benötigt. Da diese zum Teil auch aus Schlesien, Pommern oder Ostpreußen kamen, errichtete er direkt neben dem Werkgelände eine Arbeitersiedlung. Der Name entstand durch die Produktion für die rumänische Staatsbahn und den Einsatz Strousbergs im Eisenbau in Rumänien. Die Siedlung wurde im Jahr 1869 auf dem östlichen Teil des Hanomag-Geländes errichtet und grenzte an die Göttinger Straße. Seinerseits war es die größte Arbeitersiedlung in ganz Deutschland. Entworfen wurde die Siedlung mit einer annähernd quadratischen Grundfläche von den Architekten Ferdinand Wallbrecht und Georg Hägemann. Insgesamt bot die Siedlung mit 144 Häusern Platz für 228 Familien. Mit Beginn der Wirtschaftskrise 1870 standen jedoch bereits die ersten Wohnungen leer. Nach knapp 69 Jahren wurde „Klein-Rumänien“ im Jahr 1937 dann abgerissen.
Die U-Boot-Halle
Auf dem ehemaligen Gelände von „Klein-Rumänien“ entstand dann 1943 die U-Boot-Halle. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude als Lager für den Versand genutzt. Ab Ende der 1980er-Jahre, nach Konkurs der Hanomag, wurde die Halle im Bereich des Tor 2 von der Diskothek „Music Circus“ genutzt. Ursprünglich hatte die Disco ihren Platz in Zirkuszelten auf dem Schützenplatz von Hannover. Aufgrund von Lärmbelästigungen zog sie dann in die U-Boot-Halle. Dort wurden einfach die zuvor genutzten Zirkuszelte aufgebaut und darin gefeiert. Die Halle wurde nun für verschiedene Veranstaltungen und Feste genutzt.
Im Bereich des Tor 1 der U-Boot-Halle befand sich später auch die Diskothek „Cyberhouse“, einer der in der damaligen Zeit aufkommenden Technobewegung bekanntesten Clubs der Stadt Hannover. 1998 wurde auch das „Cyberhouse“ geschlossen.
Der Niedergang des Unternehmens Hanomag
Nach dem Zweiten Weltkrieg spielte Hanomag eine entscheidende Rolle im Wiederaufbau. In diesen Jahren gab es zahlreiche Besitzerwechsel, bis das Unternehmen schließlich 1952 vom Rheinstahl-Konzern übernommen wurde. Da der Konzern jedoch wenig Interesse am Fahrzeugbau zeigte, litt Hanomag zunehmend. Dringend benötigte Investitionen in das Unternehmen blieben aus. Nachdem bereits die Lkw-Sparte von Hanomag an Mercedes verkauft wurde, wurde 1970 zudem die Produktion von Traktoren eingestellt. Mit der Einstellung dieser Produktion verlor das Unternehmen seinen Kernbereich. Zehn Jahre später übernahm die IBH-Holding des Unternehmers Horst-Dieter Esch die Hanomag. Doch die hergestellten Baumaschinen fanden nicht mehr genug Abnehmer. Nur drei Jahre nach der Übernahme durch Esch brach das Unternehmen dann vollständig zusammen und rund 2.700 Angestellte verloren ihren Job. 1984 musste das hannoversche Unternehmen Konkurs anmelden – Esch wurde wegen Betrugs und Konkursverschleppung verhaftet.
Hanomag heute – ein Teil von Komatsu
Im selben Jahr gründeten Alfred Gassmann, Helmut Gassmann sowie Günter Papenburg eine Auffanggesellschaft: die Hanomag GmbH. Vier Jahre später wurde diese in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Ein Jahr später – im Jahr 1989 – übernahm der japanische Industriekonzern Komatsu Anteile der Aktiengesellschaft.
Die vollständige Übernahme von Hanomag durch den japanischen Konzern erfolgt im Jahr 2002. Seit diesem Zeitpunkt ist die Hanomag GmbH eine 100-prozentige Tochter von Komatsu und firmierte bis 2016 als Komatsu-Hanomag GmbH. Das Unternehmen, das heute Komatsu Germany GmbH heißt, entwickelt und produziert noch heute in einigen Hallen auf dem Hanomag-Gelände Radlader und Mobilbagger.
Das heutige Gewerbegebiet – Hanomag-Viertel
Das Hanomag-Gelände zählt heute zu einem der modernsten Gewerbe- und Wohngebiete in ganz Hannover. Neben den Baumärkten Obi und Hornbach befindet sich beispielsweise auch die Waschanlage Mr. Wash auf dem Gelände. Auf dem ehemaligen Industriegelände des Hanomag-Viertels ist seit 1987 auch der Zentrale Kriminaldienst der Polizeidirektion Hannover untergebracht, die 1998 noch um ein zusätzliches Gebäude erweitert wurde. Auch Geschäfte wie Rewe, RS-Möbel oder Fahrrad Stadler haben einen Platz auf dem einstigen Firmengelände der Hannoverschen Maschinenbau AG gefunden. Das Technologiezentrum der Komatsu Germany GmbH ist bis heute hier ansässig. Neben dem Einzelhandel, auf rund 3.000² die HALLE 96 – dem Zentrum für Kreative, befinden sich auch einige moderne Wohnungen auf dem Hanomag-Gelände.
Sperrung der Hanomagstraße in Linden-Süd steht bevor
Die Sperrung der Hanomagstraße in Linden-Süd soll als Verkehrsversuch für 6 Monate bald umgesetzt werden, um den Schleich- und den Lkw-Verkehr zu reduzieren. Anwohner hatten sich seit Jahren über die Verkehrsbelastung beschwert, nun folgt die Stadtverwaltung dem einstimmigen Beschluss des Stadtbezirksrats.
Bildungsträger plant neuen Standort an der Bornumer Straße
Für das seit Jahren leer stehende Gebäude Bornumer Straße 7 in Linden-Süd sollen die seit langen bestehenden Pläne für Sanierung und Umbau für einen Bildungsträger jetzt umgesetzt werden. Eine Baugenehmigung ist beantragt.
Städtische Informationstafel zur Zwangsarbeits-Geschichte enthüllt
In Kooperation mit dem Verein „Gegen das Vergessen./.NS Zwangsarbeit“ hat das ZeitZentrum Zivilcourage eine zweiteilige städtische Informationstafel zur Geschichte der Zwangsarbeit bei Hanomag entwickelt. Die wurde heute enthüllt.