Kleingärten am Lindener Berg

Luftbild Kleingarten am Lindener Berg (2021)
Luftbild Teil der Kleingarten am Lindener Berg (2021), im Vordergrund Lindener Bergfriedhof

Die Kleingartenanlagen am Lindener Berg zählen zu den ältesten Kleingartenkolonien in Hannover und gehören zum Stadtteil Linden-Süd.

Die Geschichte der Kleingärten am Lindener Berg ist eng mit den Kalksteinbrüchen des Berges verbunden. Teile dieser ehemaligen Brüche wurden mit Bauschutt und Abfällen aus der früheren Metallindustrie aufgefüllt. Ende der 1980er Jahre wurden im Rahmen des „Ökologischen Forschungsprogramms Hannover (ÖFH)“ Boden- und Erntegutuntersuchungen in über 400 Kleingärten aus 30 Kolonien durchgeführt. In der Folge wurde der Boden in etwa 250 Kleingärten der Kolonie „Ihlpohl I“ saniert.

Sehenswürdigkeiten an den Kleingärten am Lindener Berg

Neben den gepflegten Grünflächen und Kleingärten bietet der Lindener Berg auch zwei naturbelassene Biotope: einen kleinen naturnahen Teich und eine „Ruderalfläche“.

  • Teich am Ihlpol

    Der Teich in der Kolonie Schwarze Flage hat seine Wurzeln im Mittelalter, als der Lindener Berg als Rohstoffquelle genutzt wurde. Neben zahlreichen Kalksteinbrüchen gab es auch eine große Tongrube, aus der ein See entstand. Während des Zweiten Weltkriegs wurden am Ufer des Sees Bunker für Kriegsmaterial, Soldaten und Arbeiter gebaut.

  • Bunker am Lindener Berg

    In der Tiefe des Lindener Berges gibt es alte Stollen und Bunker. Diese Tunnel wurden 1941 von russischen Kriegsgefangenen von der Tongrube beim Ernst-Winter-Heim am Südosthang her mit Hammer und Meißel aus dem anstehenden Kalkstein die Höhlungen für drei Bunker herausgebrochen, die bis in die Kolonie Lindener Alpen reichten. Laut Aussage von ehemaligen Zeitzeugen hatte die Stollenanlage drei Eingänge, die mit Eisentüren verschlossen wurden. Sie war durch aufgesetzte Betonelemente gegen Beschuss oder Bomben gesichert worden. Die drei Stollen waren untereinander verbunden, die Eingänge ca. 10 bis 20 Meter auseinander. Die Stollenbreite betrug ca. 1,80 m, und die Stollen waren seitlich mit provisorischen Sitzbänken ausgestattet. Eingänge dazu und auch die Tunnel selbst sollen größtenteils zugeschüttet sein.
    Noch erhalten ist ein sogenannter Einmannbunker / Splitterschutzzelle (SSZ) am Ihlpohlteich vom Lindener Berg. Dieser zylindrische Bunker aus Stahlbeton bot 1–2 Personen Schutz vor Splittern Schutz.

  • Ruderalfläche

    Die Ruderalfläche am Lindener Berg hat eine bewegte Geschichte. Ihr Untergrund wurde mehrfach verändert und war ursprünglich eine Tongrube. Im Jahr 1974 wurde diese mit Erde aus dem U-Bahn-Bau verfüllt. Ein Großteil der Fläche wurde mit dem Auftrag von Mutterboden zur Einrichtung einiger zusätzlicher Kleingärten verwendet. Die restliche Fläche, die Ruderalfläche, durchläuft eine ständige Veränderung der Pflanzendecke, ein Prozess, der als „Sukzession“ bekannt ist. Pflanzenarten, die in den ersten Jahren die kahle Fläche besiedelten, weichen nach und nach neuen Arten, die schließlich von Waldbewuchs ersetzt werden, wenn die Fläche sich selbst überlassen wird. Dabei wird beobachtet, wie sich die Natur nach schweren Eingriffen von selbst wieder regeneriert.

Kleingartenvereine am Lindener Berg

Der Verein Linden e. V., gegründet im Jahr 1919, ist heute mit rund 700 Mitgliedern und einer Fläche von etwa 29 Hektar der zweitgrößte Kleingartenverein im Bezirksverband Hannover. Der Verein umfasst insgesamt acht Kolonien: Lindener Alpen, Bergfrieden, Schwarze Flage, Lindener Eisen und Stahl, Ihlpohl I, Ihlpohl II, Langenfelde und Struckmeyers Erben.

Nordwestlich des Lindener Berges befinden sich die Privatgärten des Vereins „Schwarze Flage Alt“, und am Fuße des Lindener Berges liegt der Kleingartenverein „Tiefland e. V.“. Das Vereinsgelände erstreckt sich über einen Großteil des Lindener Berges und bildet eine große öffentliche Grünfläche, deren Wege für Spaziergänge genutzt werden können. Zahlreiche Vogelarten nutzen diese Flächen als Brut- und Rückzugsorte, darunter Amseln, Rotkehlchen und Steinkäuze.

Geschichte des Kleingärtnervereins Linden e. V.

Ernst-Winter-HeimAm 19. September 1919 gründete Ernst Winter mit etwa 150 Gleichgesinnten den Kleingärtnerverein Linden e. V. Vor dem Hintergrund der Armut nach dem Ersten Weltkrieg suchten die Menschen nach sinnvollen und gesunden Freizeitbeschäftigungen. Die durchschnittliche Arbeitszeit betrug damals 57 Stunden pro Woche und die verbleibende Freizeit wurde oft in Kneipen verbracht, was zu finanziellen Schwierigkeiten führte. Die Frauen der Arbeiter versuchten häufig, den Lohn ihrer Männer direkt vor den Werkstoren oder Kneipen einzusammeln.

Um den Problemen der damaligen Zeit entgegenzuwirken, griff Ernst Winter die Idee der Schrebergärten auf. Diese Idee stammt von dem Leipziger Arzt Moritz Schreber, der im 19. Jahrhundert die ersten Parzellen als Gärten einrichtete. Die Gartenlaube diente ursprünglich als Unterstand bei Regen und als Geräteschuppen.

Die ersten Kleingärten in der Nachbarstadt Hannover entstanden um die Jahrhundertwende. Der Kleingärtnerverein Linden e. V. richtete sich an Arbeiterinnen und Arbeiter, die ihre Freizeit sinnvoll nutzen und sich selbst mit Obst und Gemüse versorgen wollten. Einige Städte bezeichneten diese Gärten auch als Armengärten.

Zur gleichen Zeit musste der Botanische Schulgarten, der sich damals an der Göttinger Chaussee befand, einer Erweiterung der Hanomag weichen. Der Botanische Schulgarten wurde zum Lindener Berg verlegt und befindet sich heute noch schräg gegenüber dem früher erbauten Ernst-Winter-Heim, dem zentralen Vereinsheim des Kleingärtnervereins Linden.

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Bildnachweis: Ralf Borchardt, Achim Brandau