Gesetzlich oder privat: Vor- und Nachteile der Krankenversicherung

KrankenversicherungDie Kosten für notwendige medizinische Behandlungen oder Medikamente können bei Unfällen oder schweren und langwierigen Erkrankungen schnell eine Höhe erreichen, die die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Betroffenen übersteigt. Um sicherzustellen, dass niemand einem solchen Risiko ausgesetzt ist, hat sich der deutsche Gesetzgeber schon vor mehr als einem Jahrzehnt für die Einführung einer allgemeinen Krankenversicherungspflicht entschieden. Die entsprechenden gesetzlichen Vorschriften sind bereits zum 1. Januar 2009 in Kraft getreten. Seit diesem Tag muss jede in Deutschland lebende Person in der Lage sein, eine Krankenversicherung nachzuweisen. Die Standardvariante ist dabei die gesetzliche Krankenversicherung (GKV). Für bestimmte Personenkreise kommt darüber hinaus auch eine private Krankenversicherung (PKV) infrage. Doch wer diese Wahlmöglichkeit hat, ist oft unsicher, wie die Entscheidung zwischen GKV und PKV getroffen werden sollte. Denn bei beiden Varianten stehen den jeweiligen Vorteilen auch gewisse Nachteile gegenüber, sodass eine allgemeingültige Empfehlung nicht möglich ist. Vielmehr kommt es auf die persönliche Situation der Versicherten und ihre Lebensplanung an, welche Art der Krankenversicherung für sie vorteilhafter ist.

Leistungsumfang und Risiko entscheiden: die private Krankenversicherung

Die Tarife und individuellen Versicherungsprämien richten sich in der privaten Krankenversicherung danach, wie alt der oder die Versicherte ist und wie hoch die Versicherung das individuelle Risiko einschätzt, das sich vor allem aus eventuellen Vorerkrankungen ergibt. Die Abrechnung erfolgt bei privaten Krankenkassen nicht mit den jeweiligen Leistungserbringern, sondern mit den Versicherten selbst, wenn sie die entsprechenden Rechnungen bei ihrer Krankenkasse zur Erstattung einreichen. Dies gilt für Behandlungskosten in Arztpraxen und Kliniken ebenso wie für die Kosten von Arzneimitteln. Da Jüngere typischerweise weniger gesundheitliche Probleme haben als Ältere, müssen sie in der PKV meist nur vergleichsweise niedrige Beiträge zahlen. Diese sind oft geringer als bei der GKV. Sind Kinder oder Partner oder eigenes Einkommen zu versichern, so müssen für diese Personen in der PKV jeweils eigene Versicherungsverträge abgeschlossen werden, wodurch sich der Vorteil der geringeren Beiträge spürbar relativieren kann. Besonders kritisch wird häufig die Tatsache diskutiert, dass sich die PKV-Beiträge mit zunehmendem Lebensalter oftmals stark erhöhen. Dies sollte grundsätzlich einkalkuliert werden, auch wenn es häufig vorkommt, dass eine PKV Beitragserhöhung unwirksam ist. Gründe dafür können vor allem formale Mängel oder fehlende Voraussetzungen sein. Um nicht aus Unkenntnis zu hohe Krankenkassenbeiträge zu zahlen, empfiehlt sich daher die Prüfung von Beitragserhöhungsschreiben durch einen Rechtsanwalt, der sich auf das Thema Versicherungsrecht spezialisiert hat.

Gesetzliche Krankenversicherung: das Solidarprinzip als Basis

Im Unterschied zur privaten Krankenversicherung arbeitet die gesetzliche Krankenversicherung nach dem sogenannten Solidarprinzip. Das bedeutet, dass alle Versicherten Anspruch auf die gleichen Leistungen haben, ihre Beiträge jedoch in Abhängigkeit vom persönlichen Einkommen variieren. Die in der PKV wichtigen Einflussfaktoren Lebensalter und Vorerkrankungen spielen für die Höhe der GKV-Beiträge dagegen keine Rolle. Vor allem für junge Familien oder Paare, bei denen ein Partner kein eigenes Einkommen hat, ist die GKV wegen der Möglichkeit der beitragsfreien Mitversicherung von Angehörigen attraktiv. Dass die Beitragshöhe sich nach dem Einkommen richtet, kann besonders im Alter vorteilhaft sein. Denn wenn die Rente geringer ist als das zuletzt erziele Arbeitseinkommen, dann reduziert sich auch der Krankenkassenbeitrag entsprechend, ohne dass dies mit einem geringeren Leistungsumfang verbunden wäre. Wer zusätzliche Leistungen wie ein Einzelzimmer im Krankenhaus oder aufwendigeren Zahnersatz in Anspruch nehmen möchte, kann dafür separate Krankenzusatzversicherungen auf privater Basis abschließen.