Leben im Ihmezentrum Teil II: Jan-Philippe Lücke

Der schlechte Ruf schweißt zusammen

Seit 2012 steht für Jan-Philippe Lücke fest, er will im Ihmezentrum wohnen und nur dort! Hannover ist ja eher flach und daher ist das Ihmezentrum etwas herausstechendes und etwas, was er schon damals als 70er-Jahre- Fan erkundet hat. Anfangs in einer typischen Einzimmerwohnung für Singles, hat er nun als angehender Vater auch eine familiengerechte Wohnung im Ihmezentrum gefunden.

Ausblick aus dem Ihmezentrum - Jan-Philippe Lücke
Für Jan-Philippe Lücke gehören Hochhäuser zu einer Großstadt wie die Luft zum Leben. Und dann ist da noch diese Aussicht, auf die er keinesfalls
verzichten möchte.

Zu seiner Aussicht auf den Sonnenuntergang, hinter den drei warmen Brüdern und über Linden-Nord hinweg, kommt nun noch die Aussicht auf Linden Mitte eingerahmt zwischen den Hochhäusern des Komplexes – als „Hochhausfetischist“, wie er sich selbst bezeichnet, nicht zu unterschätzen. Seine Freundin musste er auch nicht lange überreden, mit ihm ins Ihmezentrum zu ziehen. Sie kannte das Ihmezentrum schon vor ihm, obwohl sie zu der Zeit noch in Berlin wohnte.

Zu einer Großstadt gehören für Jan-Philippe die Hochhäuser, wie Luft zum Leben. All die Fragen, die wir gerade über nachhaltige Stadtentwicklung diskutieren, haben die Architekten der Moderne ja schon zu einem Großteil bedacht. „Sie wollten perfekt und gut, nachhaltig und platzsparend in der Großstadt bauen und das sind Themen die uns heute ja wieder einholen. Über die wir nachdenken müssen. Man muss sich halt überlegen, dass es sich im Ihmezentrum um eine neuen Formensprache handelte und es ist eine andere Art und Weise dieses darzustellen, aber es ist nicht minder Detailarm. Die Details findet man zum Beispiel in den Lampen die am Ihmeufer stehen. Eine Perle die von zwei Fingern gehalten wird und stark an eine Bauhausform erinnert – um hier noch einmal auf das Bauhausjahr aufmerksam zu machen. Die Versprechungen der Moderne erfüllen sich im Ihmezentrum. Der schlechte Ruf schweißt vielleicht auch einfach zusammen.“ Die Stigmatisierung dieser Architektur kann Jan-Philippe nicht verstehen und er fragt sich warum diese Architektur so einen schlechten Ruf hat. Das Vorurteil des anonymen Großraumblocks wird im Ihmezentrum nicht eingelöst. Jan- Philippe erlebt täglich eine freundliche und respektvolle Nachbarschaft. „Das Klima ist sehr gut. In jedem Haus. Wer seine Ruhe haben will kann das haben und wer Gemeinschaft möchte findet sie hier. Das habe ich in anderen Häusern so noch nicht erlebt.“ Vielleicht liegt es ja am Baumaterial? Stahlbeton ist dicker als die Holzdielen der allseits so beliebten Altbauwohnungen. Der Nachbar kann einem somit erst gar nicht auf der Nase herumtanzen. Man hört ihn einfach nicht. Das ist für Jan-Philippe sicherlich auch ein Grund, warum die ersten Eigentümer, trotz der schlimmen letzten 15 Jahre, nicht im Ansatz daran denken das Ihmezentrum zu verlassen.

Für ihn als Künstler ist das Ihmezentrum aber auch noch etwas anderes. Wirkungsort, spannender Spielplatz und Inspirationsquelle seiner eigenen künstlerischen Arbeit. Dieser Ort beeinflusst den Maler und seine Praxis. Wie er die Leinwand bearbeitet, welche Farben, Strukturen, Lichtwerte er einsetzt und natürlich findet man das Ihmezentrum auch in seiner Motivwahl wieder. Kurzgefasst eine wahre Muse, das Ihmezentrum.

Lindenspiegel Ausgabe 11-2019

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Bildnachweis: Lindenspiegel - Jan-Philippe Lücke