Veranstaltungen in Gedenken an Bücherverbrennung

Bismarcksäule in Hannover (Quelle: Wikipedia - Bernd Schwabe)

Bismarcksäule in Hannover
(Quelle: Wikipedia – Bernd Schwabe)

Auch Hannover war am 10. Mai 1933 Schauplatz der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten. Getragen von der Studentenschaft wurden öffentlich Werke marxistischer, jüdischer, liberalen und pazifistischer DichterInnen und LiteratInnen am Bismarckdenkmal in den damaligen Maschwiesen verbrannt.

Zum 80. Jahrestag der Bücherverbrennung in Hannover sind Interessierte eingeladen, am 10. Mai (Freitag) auf Spurensuche zu gehen. In fünf aufeinander folgenden Veranstaltungen werden die Stationen des „Wegs der verbrannten Bücher“ nachgegangen.

Infoflyer mit allen Terminen (pdf)

Zur Eröffnungsveranstaltung um 17 Uhr im Lichthof des Hauptgebäudes der Leibniz Universität Hannover unter dem Titel „Das war ein Vorspiel nur…“ sprechen Universitätspräsident Prof. Dr.-Ing. Erich Barke und Bürgermeister Bernd Strauch. Ein Bus bringt die TeilnehmerInnen zur nächsten Station in die Geschäftsstelle von Madsack im Mendini-Haus, Lange Laube 8. Hier wird um circa 17.50 Uhr eine Ausstellung zu Werner Kraft, von den Nationalsozialisten verfolgter Bibliothekar, Dichter und Literaturkritiker, mit einer Einführung von Ulrich Breden eröffnet. Der nächste Programmpunkt beginnt gegen 18.20 Uhr am Holocaust Mahnmal an der Oper. Hier führen die Schauspieler Bärbel Bösking und Bengt Kiene sowie der Musiker Anton Kryukov einen Ausschnitt aus ihrem Programm „Die verbrannten Dichter – Texte und Lieder“ auf. Weiter geht es mit dem Bus zur Geibelbastion am Maschsee, wo die TeilnehmerInnen um circa 18.50 Uhr eine Gedenktafel enthüllen werden, die erstmals im öffentlichen Raum an den Schauplatz der Bücherverbrennung erinnert. Der Start zur letzten Station ist gegen 19.15 Uhr am Nordufer des Maschsees. Hier geht es mit dem Schiff zum Ort der Bücherverbrennung, dem damaligen Standort der Bismarcksäule, der heute mitten im See liegt. Als Teil des Programms wird der Ort mit Blumen sichtbar gemacht. Während der Zwischenstationen im Bus liest die literarische Komponistin Marie Dettmer Texte und Gedichte verfolgter – auch hannoverscher – LiteratInnen vor. Um an den einzelnen Programmpunkten teilzunehmen, ist keine Anmeldung nötig. Für die komplette Veranstaltung mit Bustransfer und Bootsfahrt sind noch einige Plätze frei. Um telefonische Anmeldung unter 168-42088 wird gebeten. Die Teilnahme ist kostenlos.

Marie Dettmer stellt außerdem im Rahmen der Lesereihe „Was ham’se uns nicht alles geklaut – Verbrannt, verboten, nicht vergessen“ der Stadtbibliothek Hannover Werke der „verbrannten Dichter“ vor. Bibliotheksdirektorin Dr. Carola Schelle-Wolff gibt jeweils eine Einführung. Am 7. Mai (Dienstag) geht es um 19.30 Uhr in der Stadtbibliothek, Hildesheimer Straße 12, um „Klare Worte kluger Frauen“, am 28. Mai (Dienstag) stehen um 19 Uhr in der Schalterhalle des Anzeiger-Hochhauses, Goseriede 9, „Journalistische und andere Sprachschätze“ der 1920er und 1930er Jahre auf dem Programm und am 27. August (Dienstag) um 19 Uhr im Solarboot auf dem Maschsee (Abfahrt Nordufer) „Wiedergefunden: Humor in Dur und Moll“. Für die letzte Lesung wird um Anmeldung unter 168-43261 gebeten. Der Eintritt kostet jeweils zehn Euro, ermäßigt acht Euro.

In der Villa Seligmann, Hohenzollernstraße 39, wird am 6. Mai (Montag) um 17 Uhr die Ausstellung „Verbrannte Bücher – Verbrannte Noten. Zur Erinnerung an den 10. Mai 1933“ eröffnet. Die Ausstellung wurde ursprünglich konzipiert von der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek und nun erweitert durch das Europäische Zentrum für Jüdische Musik. Im Begleitprogramm sind fünf Vorträge zu hören.

Eine internationale Jugendbegegnung bringt vom 2. bis zum 10. Mai 40 Jugendliche aus Poznan, St. Petersburg, Riga und Hannover zusammen. Sie werden sich inhaltlich mit dem Ehrenfriedhof am Maschsee-Nordufer und einer europäischen Erinnerungskultur auseinandersetzen. Das Projekt wird gefördert von der TUI Stiftung. Gemeinsam gestalten die jungen Leute die Gedenkveranstaltung zum Tag der Befreiung am 8. Mai von Landeshauptstadt Hannover, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und IG Metall Hannover, unter anderem mit einer russisch-polnisch-lettisch-deutschen Gesangs-Collage. Beginn ist um 16 Uhr, Bürgermeister Bernd Strauch spricht ein Grußwort.