Zukunftswerkstatt Ihme-Zentrum fordert vorbereitende Untersuchung

Ihmezentrum
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Der Verein sieht die Entscheidung des Oberbürgermeisters, nach alternativen Standorten zu suchen als richtig und fordert vom Großeigentümer die kurzfristige Vorlage eines realistischen Sanierungskonzeptes. Gleichzeitig muss sich die Landeshauptstadt Hannover ihrer sozialen Verantwortung bewusst sein: Ein Abriss des Ihme-Zentrums ist keine Alternative. Um die infrastrukturellen und juristischen Probleme im Quartier zu lösen, fordert der Verein eine formelle, vorbereitende Untersuchung, die im Stadtrat beschlossen werden muss.

Anfang Juni veröffentlichte die Landeshauptstadt Hannover in ihrer Drucksache 1367/2016 den aktuellen Stand der Verhandlungen als Mieterin mit dem Großeigentümer im Ihme-Zentrum, Intown/Steglitzer Kreisel. Als Ergebnis der Verhandlungen möchte der Oberbürgermeister Stefan Schostok (SPD) am 10. Juni in einer Sondersitzung der Fachausschüsse des Rates und des Bezirksrats Linden-Limmer entscheiden lassen, ob die Suche nach einem alternativen Standort für die rund 1.000 Beschäftigten aufgenommen werden kann. Dies soll die Verhandlungsposition gegenüber dem Großeigentümer verstärken.

Das Ergebnis einer bereits 2014 durchgeführten Untersuchung bestätigte ein untragbares wirtschaftliches unternehmerisches Risiko für einen Investor, der zudem bei baulichen Vorhaben einem ständigen rechtlichen Anfechtungsrisiko ausgesetzt ist. Unbeantwortet bleibt bislang, warum ein „konstruktiv agierender Investor“ zu einer anderen Einschätzung der komplexen Problemlage gelangen sollte. Zentraler Punkt bei der unternehmerischen Einschätzung ist die Eigentumsstruktur und die damit einhergehende Anfechtbarkeit unternehmerischer Entscheidungen.

Die Mitglieder des Vereins Zukunftswerkstatt Ihme-Zentrum halten den Beschluss der Stadt gem. Drucksache 1367/2016 für richtig, weisen jedoch die in Medienberichten hervorgehobene Option eines Abrisses des Quartiers aus ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Gründen als unrealistisch zurück. Die Lösung dieser Problemlage kann nicht in Untergangsszenarien gefunden werden: Vielmehr bedarf es einer konkreten Auseinandersetzung mit den Mitteln, die das Städtebaurecht für Umstrukturierungsprozesse bereithält.

Wir fordern, dass die politisch Verantwortlichen und die Stadtverwaltung den Einsatz der Werkzeuge des Städtebaurechts für das Ihme-Zentrum prüfen. Konkret bedeutet das: Wir wünschen uns von den Mitgliedern im Stadtrat eine Entscheidung FÜR die im Städtebaurecht verankerte, sogenannte vorbereitende Untersuchung im Ihme-Zentrum. Dies kommt einer Inventur aller Missstände im Quartier gleich – sowohl auf der baulichen und technischen Ebene als auch bei den schwierigen Eigentumsverhältnissen. Dabei schließen wir uns dem Plädoyer des Bundes Deutscher Architekten (BDA) und der Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplaner (SRL) aus dem Herbst 2015 an, um die städtebaurechtlichen Möglichkeiten und die Eigentumsverhältnisse neu zu strukturieren und zu klären, die stadträumliche und verkehrliche Integration in die angrenzenden Stadtteile hinein zu untersuchen und die Bereitschaft zur Mitwirkung aller Eigentümer einzuwerben, unter Berücksichtigung der Bedarfslage der jeweiligen Nutzer.

Auf Grundlage der Ergebnisse dieser vorbereitenden Untersuchung kann die Stadt ihre Rolle als Ankermieterin mit ihrer kommunalen Verantwortung bündeln und dem Großeigentümer das Angebot eines positiven Entwicklungsszenarios mit Option auf Verlängerung der Mietverträge bei Lösung der ermittelten Missstände unterbreiten.

Gleichzeitig fordern wir den Großeigentümer auf, endlich seine Planung mit konkreten Zeitschritten für die Sanierung des Gebäudebestandes vorzulegen, damit sowohl die Stadt als Mieterin, als auch die mehr als 2.500 Bewohner Klarheit über ihre Zukunft bekommen.

Für den Verein Zukunftswerkstatt Ihme-Zentrum
Karin Kellner
Gerd Runge
Bei Fragen: zukunft@ihmezentrum.org

Bildnachweis: Achim Brandau