Technisches Wunderwerk mitten in Hannover

Das Heizkraftwerk Linden trägt mit moderner Gas- und Dampfturbinenanlage zur Energiewende bei

Die drei Türme im 60er-Jahre-Stil in Hannover-Linden zeigen nicht, dass das Heizkraftwerk inzwischen mit effizientester Technik ausgestattet ist. Am frühen Nachmittag des 10. Januar 2013 haben Niedersachsens Umweltminister Dr. Stefan Birkner, Hannovers Umwelt- und Wirtschaftsdezernent Hans Mönninghoff und Michael Feist, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Hannover AG, eine der modernsten Gas- und Dampfturbinenanlagen (GuD) Europas eingeweiht. Zu dem Festakt im Heizkraftwerk Linden hat enercity nach einer rund vierjährigen Modernisierungsphase rund 150 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verbänden eingeladen.

„Diese Modernisierung zeigt, dass konventionelle Kraftwerke fester Bestandteil der Energiewende sind und nicht gegen die Erneuerbaren ausgespielt werden dürfen. Investitionen in effiziente Kraftwerke mit weniger CO2-Ausstoß müssen auch in Zukunft möglich sein und dürfen durch den Ausbau der erneuerbaren Energien nicht behindert werden“, sagt Umweltminister Dr. Birkner anlässlich der Einweihungsfeier der High-Tech-Anlage.

Umwelt- und Wirtschaftsdezernent Hans Mönninghoff hebt in seinem Grußwort hervor: „Mit 200.000 Tonnen weniger CO2 pro Jahr leistet enercity mit dieser effizienten Strom- und Wärmeerzeugung einen Löwenanteil zum Klimaschutzprogramm Hannovers. Die gemeinsam mit enercity 2008 ins Leben gerufene Klima-Allianz 2020 strebt eine CO2-Reduktion von insgesamt rund 700.000 Tonnen an“.

Feierliche Einweihung

Feierliche Einweihung

„Die neue Kraft-Wärme-gekoppelte Anlage ist eine Stütze der Energiewende, denn sie kann unseren Kunden Strom und Wärme zuverlässig liefern, auch wenn Wind oder Sonne nicht zur Verfügung stehen“, sagt Feist und hebt hervor: „Mit der neuen Gas- und Dampfturbinentechnik sind wir gut auf den zukünftigen Energiemarkt vorbereitet, denn die Anlage zeichnet sich durch hohe Flexibilität – bei maximaler Effizienz und minimalen Umweltbelastungen – aus. Sie ist sehr gut regelfähig und hat kurze Anfahrzeiten bis zur Volllast“.

Mit Einbau einer zweiten Gasturbine und der erneuerten Dampfturbine wird die Leistung des Heizkraftwerks Linden bei der Stromproduktion um rund 130 MWel auf 230 MWel erhöht. Die Fernwärmeleistung wird ebenfalls von 90 MWth auf 180 MWth verdoppelt. In Winter-Spitzenzeiten erreicht die Anlage bei maximaler Wärmeauskopplung einen Gesamtwirkungsgrad von über 90 Prozent.

Dahinter steckt modernste Kraftwerkstechnik, die kaskadenartig auf mehreren Ebenen die bei der Umwandlung anfallende Energie nutzt. Erdgas befeuerte Gasturbinen erzeugen Strom und deren rund 600 Grad heißes Abgas erhitzt im Kesselhaus wiederum Dampf für die dahinter angeschlossene klassische Dampfturbine. In ihr wird nicht nur Strom erzeugt, sondern deren Abwärme für das hannoversche Fernheiznetz genutzt (gemäß dem Prinzip Kraft-Wärme-Kopplung, wie in allen Kraftwerken Hannovers).

Die Entscheidung für die Modernisierung und Erweiterung der Gas- und Dampfturbinenanlage im Heizkraftwerk Linden fiel Ende 2008. Das gesamte Kraftwerksmodernisierungsprojekt nahm circa vier Jahre Bauzeit in Anspruch. Im Jahr 2010 wurde das rund 155 Millionen Euro teure Projekt auch im Stadtbild deutlich bemerkbar, da der Kamin auf Kesselhaus 1 (Mündungshöhe 125 Meter) ersetzt wurde. Der Einbau der zweiten Gasturbine erforderte einen neuen, dickeren Kamin auf dem zur Spinnereistraße gelegenen Kesselhaus 1, wie auf Kesselhaus 3 bereits vorhanden.

Ende 2011 waren alle Komponenten errichtet und wurden für den ersten „heißen“ Betrieb vorbereitet. Die Inbetriebsetzungs- und Probebetriebsphase, bei der alle Komponenten der erweiterten GuD-Anlage mit Beteiligung der Hersteller aufeinander eingespielt und technisch angepasst werden, dauerte rund ein Jahr und ist nahezu abgeschlossen. Die letzten Abnahmemessungen werden gegen Ende Januar 2013 durchgeführt und vorbehaltlich der Ergebnisse endet daran anschließend die letzte Phase dieses mehrstufigen Prozesses. Mit Vorliegen der technischen und behördlichen Abnahme kann die erweiterte GuD-Anlage Anfang 2013 in den kommerziellen Dauerbetrieb überführt werden. Im November 2012 ist mit dem Bau einer 84-kW-Photovoltaikanlage auf dem Dach des Umspannwerks Linden entlang der Elisenstraße begonnen worden, die am 21. Dezember 2012 in Betrieb genommen wurde.

Der Festakt am 10. Januar 2013 startet eine eindrucksvolle farbige Illumination der drei markanten Kraftwerkstürme in Linden, die bis einschließlich Sonntagnacht (13. Januar) anlässlich der Einweihung für die Öffentlichkeit angestrahlt werden.

Mehr Informationen und Bilder von den drei warmen Brüdern unter punkt-linden.de.