Hausbesetzung in der Dieckbornstraße

Erklärung der Besetzer

Das Haus Dieckbornstraße 38 während der Besetzung
Das Haus Dieckbornstraße 38
während der Besetzung
(H) BESETZT, WEIL HIER PLATZ IST!
Wir haben heute am 18.10.2014 das Haus in der Dieckbornstraße 38, Linden-Mitte, Hannover besetzt. Mit dieser Aktion positionieren wir uns gegen steigende Mieten und soziale Verdrängung im Viertel, dem gesamten Stadtgebiet und vielen anderen Städten weltweit. Wir wenden uns gegen eine Stadtentwicklung, die sich nicht an den Bedürfnissen der Bewohner_innen orientiert, sondern profitorientiert arbeitet und die Quartiere nach kapitalistischer Logik entwickelt.

Während es für viele Menschen problematisch bis unmöglich wird, bezahlbaren Wohnraum in Linden zu finden und Anwohner_innen aus ihren angestammten Milieus verdrängt werden, finden zeitgleich Haussanierungen statt, wobei Miet- zu Eigentumswohnungen umgewandelt und so dem ohnehin knappen Mietwohnangebot entzogen werden. Auch die wenigen Neubauprojekte (Limmerstraße 98, Grotestraße 20, Dieckbornstraße 7) in Linden haben den Bau und Verkauf von Wohneigentum als Ergebnis, dessen Quadratmeterpreis mit ca. 3500 € für Menschen mit geringerem Einkommen nicht zu finanzieren ist. Dieser neu geschaffene Wohnraum entspricht nicht unseren Vorstellungen von kollektiv genutzten und verwalteten Gebäuden. Wir brauchen mehr Räume, in denen Menschen ihren Bedürfnissen entsprechend leben und mitgestalten können, egal ob in Wohnungen oder Stadtteilzentren.

Gleichzeitig steht dieses Haus leer. Und das schon seit einigen Jahren. Mit der Besetzung nehmen wir uns den Wohnraum, der gebraucht wird. Wir wollen in diesem Haus gemeinschaftlich wohnen, alle Belange kollektiv entscheiden und Wohnraum nach den individuellen Bedarfen schaffen. Wir wollen ein selbstverwaltetes und solidarisch organisiertes Wohnprojekt verwirklichen.

SOLIDARITÄT MIT DEN BETROFFENEN!
Diejenigen, die ihre Wohnräume -Wohnungen, Häuser oder Wagenplätze verlieren, sei es durch Zwangsräumung oder Mieterhöhungen, werden in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen und stehen mit ihrem Problem alleine auf der Straße. Aus diesem Grund richtet sich unsere Aktion auch an die Öffentlichkeit, um die Gentrifizierungsprozesse und die damit verbundene Aufwertung von Häusern und Stadtvierteln wieder in den Fokus des gesellschaftlichen Diskurses zu bringen. Andererseits ist es eine Botschaft an die Betroffenen, mit denen wir uns solidarisch erklären und sie zu einer widerständigen Praxis aufrufen wollen.

WOHNRAUM IST KEINE WARE!
Wir wollen das Konstrukt des Eigentums hinterfragen, welches alleine die Bereicherung Einzelner an den Bedürfnissen Anderer bedeutet. Wohnraum ist keine Ware. Wohnraum muss kollektiv organisiert werden. Die Häuser, denen die drin wohnen. Wohnraum für alle.

Die Besetzer_innen der Dieckbornstraße 38


Pressemitteilung der Polizei:

Hausbesetzung in Hannover-Linden

Gestern Abend, gegen 20:00 Uhr, sind drei Männer und zwei Frauen nach Aufbrechen einer Tür in ein leer stehendes Mehrfamilienhaus an der Dieckbornstraße (Linden) eingedrungen. Die Polizei hat das Gebäude gegen 22:45 Uhr geräumt und die fünf Personen in Gewahrsam genommen.

Eine Anwohnerin hatte die Polizei alarmiert, nachdem sie laute Musik gehört und ein aufgehängtes Transparent mit der Aufschrift „Wohnraum für Alle“ an der Hausfassade bemerkt hatte. Die Beamten stellten fest, dass sich offenbar mehrere Personen widerrechtlich in dem Gebäude aufhielten. An der Hausfassade hingen diverse Transparente. Während des Polizeieinsatzes zündeten die Eindringlinge Pyrotechnik. Mehrfacher Aufforderung, das Gebäude zu verlassen, kamen sie nicht nach. Nachdem der Eigentümer Strafantrag wegen Hausfriedensbruch gestellt hatte, räumten die Polizisten gegen 22:45 Uhr das Mehrfamilienhaus und nahmen insgesamt fünf Personen – drei Männer und zwei Frauen – im Alter von 25 bis 29 Jahren in Gewahrsam. Sie erwartet nun ein Strafverfahren wegen Hausfriedensbruch und Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz (Zünden von Pyrotechnik).