Liebe und Krieg in der Hanomag U-Boot Halle

Liebe und Krieg (Foto: Thilo Nass)

Liebe und Krieg (Foto: Thilo Nass)

Nach dem Erfolg von „Eifersucht“ in 2011 kommt jetzt Teil II der Händel-Trilogie: Liebe und Krieg Brisante Arien und Lamenti von Georg Friedrich Händel.

An Orten großer Gefühle in Szene gesetzt. „Liebe und Krieg berühren die Menschen im Innersten. Alle Affekte menschlicher Leidenschaften finden sich in diesen beiden Polen wieder“, erläutert Danya Segal, Mitbegründerin des renommierten Barockensembles MUSICA ALTA RIPA und künstlerische Leiterin des Musikfestivals „SchlossAkkord“ die thematische Auswahl der diesjährigen Inszenierung. Danya Segal will das große Werk Georg Friedrich Händels dem zeitgenössischen Publikum näher bringen: „Ich liebe diese Musik, seit ich sie selbst das erste Mal gehört habe. Die Alte Musik berührt, hat den Menschen viel zu sagen.“

Niemand verstand die menschlichen Abgründe besser als Georg Friedrich Händel. Die Liebe und ihre Kehrseite, der Hass, die Schuldzuweisungen. Das kennen wir auch heute noch. Georg Friedrich Händel ist der Komponist, dem es wie kaum einem anderen gelang, das in Töne zu fassen, was sich zwischen Menschen an Leidenschaften und Gefühlen vollziehen kann. So verwundert es nicht, dass er sich in seiner gut 50 Jahre währenden Schaffenszeit immer wieder mit extremen Affekten auseinandergesetzt hat.

„Um auch junge Menschen an Alte Musik heranzuführen, muss man neue Wege gehen“, ist Danya Segal ganz sicher. Dazu gehört für sie in erster Linie die Präsentation an ungewöhnlichen Aufführungsorten – heraus aus dem Einerlei der Konzertsäle und hin zu Orten, die das klassische Musikerlebnis emotional verstärken: Die ehemalige U-Boot Halle (Werksgelände der DIBAG Industriebau AG) war ein Teil der Hannoverschen Maschinenbau AG (Hanomag). In den Werkshallen wurden während des Zweiten Weltkrieges Granaten bis hin zu Eisenbahngeschützen im Mehrschichtbetrieb gefertigt. Auf Schloss Oelber quartierte sich während des Dreißigjährigen Krieges der kaiserliche Feldherr Graf Tilly 1626 mit seiner Truppe drei Monate lang ein. Noch heute trägt ein Raum den Namen „Tilly-Saal“. Welche Orte könnten besser den Spannungsbogen zwischen Liebe und Krieg übersetzen? „Es ist ein ganz großer Reiz, an diesen Orten zu inszenieren“, sagt Olga Motta, die „Liebe und Krieg“ modern in Szene setzen will. „Wir schaffen Poesie in Bildern. Liebe und Krieg haben Händel zu seinen emotionalsten und effektreichsten Kompositionen inspiriert. Der Trost liegt in der wunderbaren Musik.“

Arien aus verschiedenen Opern, aus Oratorien und Kantaten aus verschiedenen Schaffensperioden Georg Friedrich Händels verschmelzen zu einer Geschichte vom Barock bis in die Moderne über die Zeiten hinweg, die mit der Geburt eines Kindes glücklich beginnt und bei der die Helden im Strudel großer Gefühle zerrieben werden. Ihre Bilder schafft Regisseurin Olga Motta grundsätzlich mit wenigen Kulissen: „Olga Motta schafft uns den Gefühlsraum und den Spannungsbogen, der uns mit Beginn der Musik durch die Geschichte trägt“, ergänzt der bekannte Countertenor Kai Wessel, der zusammen mit Sopranistin Ana Durlovski und Bass Igor Durlovski wie auch in der Inszenierung „Eifersucht“ im vergangenen Jahr für den Hörgenuss sorgen wird. Dazu kommen die Händel-Experten aus Hannover: das preisgekrönte Barockensemble MUSICA ALTA RIPA.Liebe & Krieg ist nach der erfolgreichen Inszenierung „Eifersucht“ in 2011 der zweite Teil einer Trilogie des SchlossAkkord Musikfestivals zu großen Gefühlen in der Musik Händels. Ein Ereignis der Spitzenklasse!

Impressionen der Aufführung „Eifersucht“ 2011:

26. August 2012 – 19 Uhr – Schloss Oelber, Baddeckenstedt
28. August 2012 – 20 Uhr – Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche (Breitscheidplatz, Berlin)
29. August 2012 – 20 Uhr – Hanomag Halle 1 Hannover (ehemals U-Boot-Halle) Werksgelände der DIBAG Industriebau AG (Göttinger Straße 33, Hannover)

Karten: 25 Euro, (ermäßigt 18 Euro)

Vorverkauf: www.vvk-kuenstlerhaus.de und Tel (0511) 16 84 12 22
Karten Schloss Oelber auch unter Tel (0174) 100 13 16

Produktion/Musikalisches Konzept: Danya Segal

Die Künstler:

Ana Durlovski (Sopran), in Stip (Republik Makedonien) geboren, studierte von 1997 bis 2001 an der Musikakademie der Universität „St. Cirill und Methedius“ in Skopje. Erste Bühnenerfahrung sammelte sie an der mazedonischen Nationaloper in Skopje, wo sie mit der Titelpartie der „Lucia di Lammermoor“ im Alter von 21 Jahren ihr Debüt gab. Im Juni 2006 gab Ana Durlovski mit der Königin der Nacht ihr Debüt an der Staatsoper Wien. Gastengagements führten sie seitdem an Opernhäuser in ganz Europa. 2006 ernannte die mazedonische Wirtschaftskammer sie zur Ehrenbotschafterin ihres Heimatlandes für Kunst und Kultur. Die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Sopranistin erhielt 2006 den kroatischen Kulturpreis „Mariana Radovan“ für die beste sängerische und darstellerische Leistung des Jahres. Seit der Spielzeit 2011 ist Durlovski festes Ensemblemitglied der Staatsoper Stuttgart.

Kai Wessel (Countertenor) wurde in Hamburg geboren und studierte Musiktheorie (Prof. R. Ploeger), Komposition (Prof. Dr. F. Döhl) und Gesang (Prof. Ute von Garczynski; Konzertexamen mit Auszeichnung) an der Musikhochschule Lübeck. Parallel dazu studierte er barocke Aufführungspraxis in der „Schola Cantorum Basiliensis“ bei René Jacobs. Kai Wessel gehört zu den führenden Vertretern seines Faches, eingeladen von Orchestern und Dirigenten aus aller Welt, dokumentiert durch Rundfunk-, Fernseh- und über 90 CD-Aufnahmen. Operngastspiele führten ihn in Häuser weltweit. Kai Wessel ist Professor für Gesang und historische Aufführungspraxis für Sänger an der Hochschule für Musik und Tanz Köln.

Igor Durlovski (Bass) begann 1996 an der Musikakademie „St. Kiril und Methedius“ in Skopje mit dem Gesangsunterricht. Schon während seiner Studien trat er mit den Orchestern der Mazedonischen Nationaloper und dem Ost-West Symphonie-Orchester Altenburg auf, außerdem nahm er zahlreiche Engagements in Deutschland, Österreich, Bosnien, Kroatien, Bulgarien und Marokko an. Nach seiner Graduierung im Jahr 2000 setzte er seine Ausbildung bei Olivera Miljakovic fort und gehörte als Solist dem Ensemble der mazedonischen Nationaloper an. Igor Durlovski ist seit der Spielzeit 2009/2010 Mitglied des Opernensembles am Staatstheater Kassel.

Musica Alta Ripa wurde 1984 gegründet. Parallel zu ihrer persönlichen Karriere haben die Mitglieder des Ensembles Musica Alta Ripa zu einem international agierenden Klangkörper geformt, der mittlerweile rund um die Welt gastiert. Das Ensemble macht durch immer neue Produktionen Furore. In Anerkennung seines künstlerischen Schaffens ist Musica Alta Ripa der Musikpreis Niedersachsen 2002 verliehen worden. 2004 wurde Musica Alta Ripa zum zweiten Mal mit dem Echo-Klassik als bestes Kammermusik-Ensemble ausgezeichnet.

Olga Motta, Regisseurin, Bühnen- und Kostümbildnerin, wurde in Ostberlin geboren und arbeitete schon während ihres Kunststudiums an der Hochschule Berlin-Weißensee als Bühnen- und Kostümbildnerin in ihrer Heimatstadt, unter anderem an der Volksbühne Berlin. Es folgte eine intensive Zusammenarbeit mit dem Regisseur Peter Konwitschny, u.a. bei Bizets „Carmen“, Händels „Rinaldo“ und Beethovens „Fidelio“. Sie arbeitete an den Theatern Halle, Wuppertal, Nürnberg, Hannover, Graz, Basel und am Staatstheater Stuttgart – hier sowohl in der Oper als auch mit Daniela Kurz im Ballett. 2002 begann Motta mit ihrer Regiearbeit. An der Staatsoper Hannover inszenierte sie „Solche Wunderwercke!“ Ihre Mozart-Inszenierung „Lucio Silla“ wurde in Hannover zur Aufführung des Jahres gewählt.

Danya Segal, (Produktion/Musikalisches Konzept), zeigt als künstlerische Leiterin des SchlossAkkord Musikfestivals neue Vermittlungswege der Barockmusik. Die Verbindung verschiedener Kunstdisziplinen und Kulturen, die Präsentation an ungewöhnlichen Aufführungsorten und die Ansprache neuer Besuchergruppen – all das ermöglicht ein neues Erleben Alter Musik. Die Bandbreite und die Fantasie ihrer Konzeptionen haben bereits tausende Besucher begeistert.

Liebe und Krieg steht unter der Schirmherrschaft von Niedersachsens Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Prof. Dr. Johanna Wanka.