Kälte macht Kraftwerksstarts sichtbar

Hintergrund-Information:

Wie ein Kraftwerk fahren lerntBevor ein Kraftwerk dauerhaft und zuverlässig zur Energieerzeugung beiträgt, müssen einige Phasen durchlaufen werden, in denen Auftraggeberund Hersteller in enger Zusammenarbeit das technische Gesamtkunstwerk sorgfältig auf Mängel prüfen:

1. Inbetriebsetzung
Das Kraftwerk ist fertig errichtet. Der „heiße Betrieb" wird aufgenommen, also zum ersten Mal angefahren und Strom erzeugt (gegebenenfalls auch Wärme). Dies betrifft zunächst einzelne Komponentenund im weiteren Verlauf auch die komplette Anlage, die in diesem Zusammenhang häufig an- und abgefahren wird. Diese Phase wird bei einer komplexen Anlage wie der im HKW Linden mehrere Monate dauern.

2. Probebetrieb
Nach Abschluss der Inbetriebsetzung und Erprobung der Anlagenkomponentenkann die Gesamtanlage in einen dauerhaften Probebetrieb übergehen. Hierkann die Anlage ausschließlich nach Wunsch des Auftraggebers, aber nochin der Verantwortung der Lieferanten betrieben werden. In enger Zusammenarbeit mit den Ingenieuren der Hersteller wird die Produktion quasi unter Echtbedingungen aufgenommen. Diese Testphase läuft unter kontinuierlicher Beobachtung und Analyse durch die Techniker, um möglichst umfassend technische Mängel an der Anlage zu beseitigen. Für alle Mängel stehen die Hersteller in der Gewährleistungspflicht. Auf Grund der hierzu erforderlichen technischen Revisionen kann das Kraftwerk aber noch nicht nach den Vorgaben der Lastmanager gefahren werden. Das eigene Kraftwerkspersonal lernt in dieser Phase die neue Anlage genau kennen und bereitet sich so auf den kommenden Dauerbetrieb vor.

3. Dauerbetrieb (offizielle Inbetriebnahme durch Betreiber)
Der Dauerbetrieb kann erst beginnen, wenn keine gravierenden Mängel mehrbestehen. Nach der offiziellen Abnahme durch den Betreiber und die Gewerbeaufsichtsbehörden sowie der Hersteller-Garantie¬erklärung wird die Anlage in den kommerziellen Betrieb übernommen. Kleinere Mängel werden dokumentiert und bei laufendem Betrieb beseitigt. Die Anlage läuft ab nun in voller Verantwortung des Energieunternehmens. Die Gewährleistungspflicht des Herstellers gilt im Rahmen der vereinbarten Fristen. Stillstand gibt es jetzt nur noch während der jährlichen Revisionen, in denen das Kraftwerk gewartet wird, oder bei einem akuten Ausfall.

Hintergrund-Information: Das Modernisierungsprojekt im HKW Linden

Die Entscheidung für die Modernisierung und Erweiterung der Gas- und Dampfturbinenanlage im Heizkraftwerk Linden fiel Ende 2008. Im September2009 machte sich das rund 155 Millionen Euro beanspruchende Vorhaben auch im Stadtbild deutlich bemerkbar, da der Kamin auf Kesselhaus 1 (Mündungshöhe 125 Meter) entfernt wurde. Der Einbau der zweiten Gasturbine erforderte einen neuen, dickeren Kamin auf dem zur Spinnereistraße gelegenen Kesselhaus 1, wie auf Kesselhaus 3 bereits vorhanden. Der neue Kamin wurde im September 2010 aufgesetzt.

Das gesamte Kraftwerksmodernisierungsprojekt nimmt gut zweieinhalb Jahre Bauzeit in Anspruch. Ziel ist eine Modernisierung und Leistungssteigerung der bestehenden Anlage um rund 130 MWel auf 230 MWelbei der Stromproduktion. Die Fernwärmeleistung wird ebenfalls nennenswert von 90 MWth auf 180 MWth verdoppelt. Damit bekennt sich enercity klar zur Kraft-Wärme-Kopplung und Fernwärmeversorgung für Hannover. Durch höchste Wirkungsgrade und durch Verwendung von Erdgas als Brennstoff werden Kohlenstoffdioxid-Einsparungen von über 200.000 Tonnen pro Jahr erreicht. Der Umbau im Heizkraftwerk Linden ist die derzeit wirksamste Maßnahme im Rahmen des Klimaschutzaktionsprogramms mit der Landeshauptstadt Hannover (Klima-Allianz 2020).