Premiere im Theater an der Glocksee: Am Ziel

In der Presse tauchen immer wieder Nachrichten auf von Vätern, die ihre Töchter und Söhne durch körperlichen Missbrauch stark beschädigen, sogar auslöschen. Sie zerstören die Integrität ihrer Kinder oft nachhaltig. Bei Bernhard in „Am Ziel“ ist es eine Mutter, die- obwohl intelligent, ökonomisch versorgt, visionär begabt – gleichwohl grausam und ohne jede Empathie die Tochter an sich bindet und so jeden Versuch einer Individuation zerstört. Der Wunsch, sich der Liebe zur Tochter hinzugeben, pervertiert sich in den Wunsch, sie zu töten. Diese Lust wird in der monströsen Sprachgewalt der Mutter lesbar. Mutter unterstellt sich keinen moralischen Kategorien mehr, sie spricht alles aus, vor allem das Unaussprechliche. Die Tochter schweigt, und man ahnt, dass nur der Tod, als ein Ereignis, dessen fulminante Wirkung nicht anzweifelbar und unausweichlich ist, einen Perspektivwechsel in der Geschichte bewirken könnte. Oder eben die Liebe.Sie wird durch einen jungen Schriftsteller ins Spiel gebracht, der sich für die Tochter interessiert. Mutter wird versuchen, den jungen Mann zu vertreiben, seine Impulsivität zu entkräften, die Tochter nicht frei zu geben. Zwei Protagonisten (Tochter, Schriftsteller) eines Theaterstückes, die unsere Aufmerksamkeit fesseln, weil ihre Sprache die des Schweigens ist.

von Thomas Bernhard, erschienen im Suhrkamp-Verlag

Regie: Bettina Drexler
Es spielen: Matthias Buss, Helga Lauenstein, Julia Schmidt
Bühne: Rike Glandorf
Kostüme: Dorothea Hoffmann
Licht: Alexander Tripitsis
Fotos: Roman Thomas

Weitere Termine:
7., 8., 12., 14., 15., 26., 28., 30. Oktober und
2., 4., 5., 9., 16., 18., 19., 23., 25., 26., 30. November
jeweils um 20:00 Uhr

www.theater-an-der-glocksee.de