30 Jahre Bildungsverein Hannover

Interview zu 30 Jahren Bildungsverein mit Dr. Niess

Herr Dr. Niess, Sie sind einer der vier geschäftsführerenden pädagogischen Leiter des Bildungsvereins in Hannover, der im März sein 30jähriges Bestwehen feiert. Können Sie uns kurz die Zielsetzung dieses Vereins erläutern?

Als anerkannte Einrichtung der Erwachsenenbildung verfolgen wir das Ziel, die Menschen beim lebenslangen Lernen zu unterstützen – in Neudeutsch lifelonglearning (LLL), eine Forderung, die seit langem auf allen Politikebenen erhoben wird.

Grundlage unserer konzeptionellen Überlegungen ist also dieser gesellschaftliche Auftrag einer öffentlich geförderten Erwachsenenbildung. Unsere Aufgabe liegt in der Planung und Durchführung von Bildungsmaßnahmen, die der Fortsetzung oder Wiederaufnahme organisierten Lernens dienen – und das auf möglichst teilnehmerfreundliche Art und Weise.

Dabei vertreten wir das ganze Spektrum der allgemeinen, politischen, kulturellen und beruflichen Bildung und unterstützen die Entwicklung politisch-demokratischer Kompetenz. Wir wollen so die Voraussetzungen zur politischen Partizipation, zum sozialen Engagement und zur kulturellen Teilhabe schaffen. Einen besonders breiten Raum nimmt bei uns die Erlangung sprachlicher Kompetenz in einem vereinten Europa mit zunehmender weltweiter Verflechtung ein, aber wir helfen auch bei der Bewältigung neuer Aufgaben des Lebensalltags.

Das klingt ja sehr umfassend. Können Sie unseren Lesern das mit konkreten Beispielen veranschaulichen?

Ich fange mal mit den Sprachen an. Fast alle haben in der Schule Englisch gelernt, viele auch eine zweite Fremdsprache, häufig Französisch oder Latein. Dieses erste Lernen ist im Alter von 16 bis 19 beendet. Glauben Sie das reicht für nächsten 60, 70 Jahre ihres Lebens? Um das, was Sie gelernt haben, abrufbar, verwendbar zu halten, müssen sie die Sprache anwenden. Wenn Sie dazu beruflich oder auch im privaten Umfeld ständig gezwungen sind, schön für Sie. Wenn Sie aber jahrelang pausiert haben und dann auf einmal gezwungen sind, schlecht für Sie. Sie brauchen mindestens einen Auffrischungskurs. Oder Sie haben die Sprache, die nun von Ihnen gefordert wird, noch gar nicht in der Schule gelernt. Die ist sehr häufig bei Spanisch der Fall, deshalb ist dies die bei uns am stärksten nachgefragte Sprache, denn sie wird in vielen Ländern von insgesamt über 400 Millionen Menschengesprochen.

Ein ganz anderen Bereich sind die sozialen, kulturellen und kommunikativen Kompetenzen. Auch das wird in Schule und Studium kaum vermittelt. Viele Berufseinsteiger werden vor Aufgaben gestellt, die in Ihrer Ausbildung nicht vorkamen: Siemüssen etwas vor Kunden präsentieren, sie müssen Small Talk mit wildfremden Menschen machen, sie müssen interkulturelle Konflikteschlichten, sie müssen mit Folgen der eigenen Überforderung umgehen. Es gibt endlos viele Beispiele, wo wir als Weiterbildungseinrichtung hilfreiche Angebote machen: Rhetorik, Stimmtraining, Konfliktberatung, Stressbewältigung etc.

Dies alles waren jetzt Beispiele, die wir berufsbegleitend, also in Form von Abendkursen, Wochenendseminaren oder Bildungsurlauben anbieten. Es gibt aber auch spezielle Angebote als Vollzeitlehrgänge für Arbeitslose, die über drei bis sechsmonatige Maßnahmen durch Zusatzqualifizierung wieder bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhalten.

Ich habe in Ihrem Programm gelesen, dass man bei Ihnen auch Kurse zu Essen und Trinken machen kann. Wie passt das denn in Ihr Konzept?

Ich könnte jetzt sagen, dass die Genussfähigkeit unterentwickelt ist und gefördert werden muss. Aber das entscheidende ist: es soll Spaß machen und unserem Anspruch, Leute und Themen zusammenzubringen, entsprechen. Die Weinkenner- und Kochkurse stehen in engem Zusammenhang mit unserer Sprach- und Landeskunde, tlw. sind es die gleichen Dozenten, die als Muttersprachler hier ihre Kultur vermitteln. Es gibt auch Kochkurse, die finden auf Englisch statt. Insgesamt ist dies aber ein sehr kleiner Bereich – weniger als 500 Unterrichtsstunden von insgesamt 62.000, die wir pro Jahr durchführen.

In Hannover gibt es eine Vielzahl von Anbietern. Warum sollten die Bildungsinteressierten eigentlich zu Ihnen kommen?

Es ist richtig, dass ungeheuer vielunter dem Label „Weiterbildung“ angeboten wird. Wir können aber sicherlich damit punkten, dass wir gemeinnützig und nicht profitorientiert sind, dass wir nach dem niedersächsischen Erwachsenenbildungsgesetz (NEBG) anerkannt und qualitätstestiert sind. Unsere Teilnehmerbefragungen bewerten uns zu 94 % mit gut und sehr gut. Von daher können wir belegt sagen: Wir bieten erfolgreiches Lernen und bei uns unterrichten qualifizierte Dozent/innen. Wir bieten ein angenehmes Ambiente und in unseren Gruppen macht Lernen Spaß.

Eigentlich müssen wir uns aber gar nicht selber loben: 17.000 zufriedene Teilnehmer/innen in 1.400 verschiedenen Veranstaltungen pro Jahr sprechen für uns!

Was ich immer gerne darüber hinausbetone: Bei uns lernen Sie nette Menschen kennen! Denn es geht uns(und den Leuten, die zu uns kommen) nicht nur um die reine Wissensvermittlung sondern auch um die persönliche Begegnung mit anderen – wir sind nicht Facebook, wir sind face-to-face!

Das klingt ja so überzeugend, da müssten Sie uns nur noch verraten, wo wir den Bildungsverein bzw. seine Angebote nun finden können.

Wir betreiben drei Lernorten mitinsgesamt 36 Seminarräumen in Hannover – in der Oststadt, Wedekindstr. 14, in Linden, Viktoriastr. 1 und Am Listholze 31 (Nähe Vier Grenzen).

Unser Programmheft erscheint vier Mal im Jahr und ist außer bei uns in allen Bibliotheken und vielen anderen öffentlichen Einrichtungen zu bekommen. Am besten Sie schauen Sie auf unsere Homepage: www.bildungsverein.de oder rufen unter 344 144 an.

Herr Dr. Niess, vielen Dank für das Gespräch.