Bedenken gegen Niederflurlösung ausgeräumt

Wir möchten Ihnen versichern, dass wir uns Ihrem Ziel, einem barrierefreien Zugang zum Öffentlichen Nahverkehr für alle Bürgerinnen und Bürger, von Herzen gern anschließen. Allerdings sind wir der Meinung, dass Niederflurbahnen sehr wohl eine Alternative für die Linie10 sind. Nach unserem Informationsstand stellen sich einige der von Ihnen angeführten Punkte anders dar:

Niederflurbahnen benötigen lediglich einen ganz normalen Bordstein von 15-18 cm Höhe. Nicht anders als die bewährten Niederflurbusse auch. Somit können Bus und Bahn auch endlich die Haltestellen gemeinsam nutzen.

Ein barriefreier Ein- und Ausstieg ist in Niederflurbahnen an allen Türenmöglich, rechts wie links, und im Innenraum ist genau so viel Platz für Kinderwagen, Rollatoren und Rollstühle, wie Sie und wir uns das wünschen.

Der flächendeckende Ausbau mit Hochbahnsteigen auf der Linie 10 kann gut und gerne noch 30 bis 35 Jahre dauern, wie dem aktuellen Nahverkehrsplan zu entnehmen ist. Niederflurbahnen können wesentlich schneller eingeführt werden. Wahrscheinlich ist, dass Sie mit Niederflurbahnen schon in fünf Jahren alle Haltestellen erreichen, sogar an Steintor und Hauptbahnhof ein- und aussteigen können – dort will die Stadt aus städtebaulichen Gründen keine Hochbahnsteige erlauben.

Zu den Kostenargumenten haben wir folgende Position:
Den möglichen Kosten durch die Einführung der Niederflurbahnen(einschließlich einer möglichen Rückzahlung von Fördermitteln – im Moment nur ein Gerücht!) müssen die Kosten für den Bau der 11 noch fehlenden Hochbahnsteige gegenüber gestellt werden. Ein Hochbahnsteigkostet mindestens 3-4 Millionen Euro – pro Stück!

Es ist auch nicht sicher, ob die Üstra neue Werkstatt- und Wartungsanlagenbenötigen würde. An den vorhandenen Anlagen könnten auch Ergänzungen und Modifikationen genügen. Tatsächlich betreibt die Üstra ja jetzt schon zwei Modellreihen und hat sich gerade die dritte bestellt. In Deutschland gibt es mindestens 9 Städte, die bewusst oder aus historischen Gründen erfolgreich einen Mischbetrieb fahren. Das sollte denn auch für die Üstra keine unüberwindliche Hürde sein.

Am Ende Ihres Briefes erwähnen Sie die Streckenführung. Selbstverständlich kann die Linie 17 weiter verkehren, nur eben nicht mit Fahrzeugen, bei denen die Trittstufen „vergessen“ wurden. Den Verantwortlichen hätte bewusst sein müssen, dass erst nach über 30 Jahren der Ausbau der Hochbahnsteige abgeschlossen sein kann – wenn überhaupt. Die morgendliche Expresslinie müsste in der Tat neu geplant werden. Aber wir sind sicher, dass hier eine angemessene Lösung zu finden ist.

Ihre Befürchtungen nehmen wir sehr ernst. Auch für uns sind noch lange nicht alle Fragen geklärt. Aus diesem Grund hat der Bezirksrat ein Gutachtengefordert, in dem Kosten und Nutzen der beiden Varianten Hochbahn und Niederflurbahn gegenübergestellt werden. Außerdem plant der Bezirksrat eine Anhörung zum Thema Niederflur, die wahrscheinlich im Januar oder Februar 2010 stattfinden wird. Uns Grünen geht es dabei um eine sachliche Diskussion der beiden Varianten, sowohl Befürworter als auch Kritiker sollen zu Wort kommen können. Neben der Anhörung planen wir außerdem eine Diskussionsveranstaltung zum Thema. Verbindliche und zur Entscheidung geeignete Informationen werden wir alle erst nach den geplanten Veranstaltungen haben.

Wir möchten Sie einladen, Ihren Standpunkt aktiv in die Diskussion zum Ausbau der Linie 10einzubringen. Kommen Sie mit uns Gespräch, bringen Sie sich ein! Gemeinsam müssen wir Barrieren abbauen, ohne neue Hindernisse zu errichten.
Freundliche Grüße

Jörg Schimke
Sprecher
Stadtteilgruppe Linden-Limmer
Bündnis 90/Die Grünen

Dr. Silke Kleinhückelkotten
Vorsitzende
Bezirksratsfraktion
Bündnis 90/Die Grünen

www.gruene-hannover.de