Wasserhochbehälter Lindener Berg

Barbara Knoke und Bernd Heimhuber vor dem Wasserhochbehälter auf dem Lindener Berg
Barbara Knoke und Bernd Heimhuber vor dem Wasserhochbehälter auf dem Lindener Berg

Der Wasserhochbehälter (wird auch als Wasserburg bezeichnet) in Linden-Mitte auf dem Lindener Berg wurde ursprünglich 1878 in Betrieb genommen.
Seit der letzten umfassenden Sanierung des Hochbehälters waren 2009 gut 25 Jahre vergangen. Witterungsbedingt waren entlang der gesamten Gebäudehülle Teile des Mauerwerks undicht geworden und die Dachabdichtung war ebenfalls erneuerungsbedürftig.

Video über den Wasserhochbehälter

Umfangreiche Sanierung vom Wasserhochbehälter im Jahr 2009

Die Sanierung erfolgte bei laufendem Betrieb, was die Ausführenden vor erhöhte Anforderungen stellte, weil eine Trinkwasserverunreinigung absolut sicher ausgeschlossen werden musste. Sämtliche schadhaften Klinker- und Putzflächen der Fassade mussten saniert und rund 2.800 Quadratmeter Dachfläche neu abgedichtet werden. Die komplette Fassaden- und Dachsanierung erforderte die vollständige Einrüstung der Wände. Aufgrund der durch die niedrigen Temperaturen langen Winterpause mussten an einigen Stellen die Einrüstungen bis in den Mai 2009 stehen bleiben.
Einen besonderen Aufwand erforderte die Mauerwerkskrone mit ihren Rundbögen und den Pfeilerköpfen aus Klinker und Sandstein. 36 der insgesamt 42 Pfeilerköpfe waren derart marode, dass sie vollständig abgebrochen und komplett neu aufgemauert werden mussten. Rund 12.000 Vollklinker im ursprünglichen „Reichsformat“ mussten hierzu eigens beschafft und zum großen Teil in Form geschnitten werden. In der Klinkerfassade selbst mussten gut 2.800 durch Frosteinwirkung mürbe gewordene Klinker ausgestemmt und wieder neu eingesetzt werden.
Im Inneren modernisierte die Netzgesellschaft die Anlagen zur Haus- und Wassertechnik, ausgenommen der beiden im Jahr 1983 neu errichteten Beton-Wasserkammern, die turnusgemäß jährlich gereinigt werden.

Bilder

Denkmalgeschützte Sehenswürdigkeit der Lindener Geschichte

Aus Gründen des Denkmalschutzes wurde das historische Erscheinungsbild der Bausubstanz vollständig erhalten. Auf alternative Sanierungskonzepte mit Spitzdach, Pfeilerabdeckung aus Zinkblech oder außen liegenden Regenfallrohren wurde verzichtet. „Mit dieser formvollendeten Sanierung sichern wir den Wert des Wasserhochbehälters als ein für den Stadtbezirk Linden charakteristisches, architektonisch signifikantes Bauwerk“, bekräftigt Bernd Heimhuber, Geschäftsführer der enercity Netzgesellschaft mbH.

Planansicht von 1877
Planansicht von 1877

Für mich ist es eine große Freude, den sanierten Wasserhochbehälter zusehen. Besonders schön ist, dass sein altes Erscheinungsbild erhalten geblieben ist. Seit 131 Jahren steht er so auf dem Lindener Berg, in einem Naherholungsgebiet, das von den Lindenern, aber auch von vielen Hannoveranern, so etwa während der Scillablüte, gern besucht wird. Für die Lindener ist er nicht nur ein Gebäude, sondern auch ein Stück Identität. Deshalb werden sich viele Lindener ebenso wie ich über die Sanierung freuen,⁣

freute sich die damalige Bezirksbürgermeisterin Barbara Knoke vor dem prächtigen Bau. Im Bild mit dem damaligen Geschäftsführer der Enercity-Netzgesellschaft, Bernd Heimhuber.

Die versorgungstechnische Hochbehälterfunktion blieb während der gesamten Bauzeit erhalten. Der Hochbehälter mit seinem Fassungsvermögen von rund 13.200 Kubikmeter hat eine wichtige Funktion für die gesamte Wasserversorgung der Stadt Hannover. Gemeinsam mit den drei weiteren Hochbehältern im Stadtgebiet (Heisterberg, Bemerode, Messe) gleicht er die tageszeitlichen Verbrauchsschwankungen aus und sorgt für einen gleichmäßigen Wasserdruck im Wasserversorgungsnetz Hannovers. Das Gesamtvolumen aller Wasserhochbehälter beträgt rund 95.500 Kubikmeter.

Ebenso konnte die Sternwarte auf dem Dach des Hochbehälters ihren Betrieb größtenteils beibehalten. Der Zugang zur Sternwarte auf dem Dach erfolgte während der Bauzeit jedoch über Behelfskonstruktionen, da auch der Treppenaufgang im Zuge der Dachabdichtung erneuert werden musste.

Hintergrund-Information zur Historie

  • Baubeginn 1877 – Inbetriebnahme im November 1878 (zunächst vom gleichzeitig vollendeten Wasserwerk Ricklingen gespeist)
  • 1977: nach fast 100 Betriebsjahren Außerbetriebnahme wegen Undichtigkeiten, die zu Leckagen und bakteriologischen Beeinträchtigung des Wasserinhalts führten
  • 1979: eine Studie belegt die Weiterverwendung des 100 Jahre alten Standorts
  • Bauantrag im Dezember 1980
  • Januar 1981: Baustart mit dem Abbruch des Behälters im Inneren des historischen Wasserhochbehälters
  • Oktober 1983: Wiederinbetriebnahme nach vollständigem Betonbehälter-Neubau innerhalb der vorhandenen, Denkmal geschützten Umfassungsmauern, die ebenfalls einer kompletten Sanierung unterzogen wurden
  • Mai 2009: zweite vollständige Sanierung der Gebäudehülle des Wasserhochbehälters

Stadtplan

Bildnachweis: Achim Brandau