Sauberkeit bis zum Anschlag oder Grenzen der Übertreibung?

Klar können Keime aus der Umgebung der Gesundheit schaden. Viele davon sorgen aber auch dafür, dass Haut und Körper ordentlich funktionieren. Für ein intaktes Immunsystem muss daher täglich neu eine vernünftige Balance der Sauberkeit gefunden werden.

Schmutz im gesunden Maß schützt den Körper

HygieneAllein der Begriff Schimmel bereitet vielen Menschen Sorge. Dabei sind viele Schimmelpilze für die Verdauung unverzichtbar und werden sogar als Edelschimmel in Lebensmitteln kultiviert. Bakterien können krankmachen – zumindest einige davon. Andere Bakterien sind Teil der Hautflora und damit schützend für Haut und Körper. Ebenso gehören sie zu einer vernünftigen Verdauung in die Darmflora. Ein Körper braucht also den sogenannten mikrobiellen „Schmutz“ für ein normales Funktionieren. Nur eine Überlastung oder ein Ungleichgewicht können krank machen. Der Grat zwischen dem gesunden Maß und einer Schädigung ist also sehr schmal.

Milde Hilfe bei krankheitsbedingter Empfindlichkeit gegen Keime

Bei bestimmten Immunschwächen und inneren Erkrankungen spielen Immunsystem und Hautbarriere nicht mehr optimal zusammen. Durch diese Schwäche in der Abwehr müssen betroffene Personen bestimmte Vorsorge treffen. Beispielsweise entfernt antibakterielle Seife ohne reizende Inhaltsstoffe (vor allem synthetische Duftpartikel) unerwünschten Schmutz, greift aber den Säureschutzmantel der Haut nicht an. Ob Seifenstück oder Emulsion, Handseife oder Ganzkörperpflege, ist dabei eher eine Frage der persönlichen Vorliebe. Stets gilt für die Anwendung solcher Produkte: Die kleinste empfohlene Menge erfüllt den reinigenden Zweck.

Wie Menschen Schmutz und Sauberkeit wahrnehmen

Frischer Schweiß enthält höchstens ein paar mehr von den guten, hautschützenden Bakterien, und frische Gartenerde unter den Nägeln bedeutet noch keine krankmachende Keimbelastung. Menschen mit sensibler Haut reagieren auf leichteste Schmutzbelastung mit Rötungen oder gar Rissen. Ihre Hautbarriere ist ebenso beschädigt wie ihr Immunsystem. Beide zeigen eine Überreaktion auf bestimmte Mikroben aus der Umwelt. Bei Therapiebedarf hilft oft eine Desensibilisierung in Etappen, diese Überempfindlichkeit allmählich zu reduzieren.

Hier ist Hygiene wichtig

Im Bereich der Gastronomie verkehren zahlreiche Menschen tagein, tagaus. Gründliche Hygiene in der Küche ist unverzichtbar, um unerwünschte Keime fernzuhalten. Ebenfalls müssen die Besucher Möglichkeiten bekommen, sich beispielsweise mit Seife oder Desinfektionsmitteln im Sanitärbereich vor fremden, belastenden Mikroben zu schützen. Aber im normalen Lebensumfeld ist ein Desinfizieren vor jedem Eintreten im Gastraum eine übertriebene Hygienemaßnahme. Denn jeder Besucher mit normaler, täglicher Körperhygiene bedeutet keinerlei riskante Keimbelastung für andere Gäste.

Hygienewahn eine Folge gesellschaftlicher Entwicklungen

Die Angst vor Keimen ist allgegenwärtig, oft aus negativen Erfahrungen beispielsweise mit Salmonellen in Lebensmitteln oder Legionellen im Trinkwasser. Leider gehören in vielen Haushalten Desinfektionsmittel in Bad und Küche aus unbestimmter Hysterie. Diese Haushalte ignorieren sachliche Informationen über harmlose Keime und fokussieren ihren Gesundheitswunsch ausschließlich auf Berichte von krankmachenden Keimen. Doch gerade durch diese übertriebene Vorsicht verbreiten sich verschiedene Erkrankungen, die auf ein unterbelastetes Immunsystem und eine gestörte Hautbarriere zurückzuführen sind.

Fazit:

Sauberkeit ist gut und wichtig, allerdings nur in gesundem Maß. Desinfizieren kann schnell übertrieben werden, ist allerdings in gastronomischen Bereichen mit hohem Besucheraufkommen sinnvoll und wichtig. Privat genügt es, sich täglich mit Wasser und Seife den Schmutz von der Haut zu duschen. Ausnahme sind Erkrankungen, denen entsprechend ärztlicher Verordnung mit individuellen Hygienemaßnahmen entgegengewirkt werden kann.